Gower-Bell Telefon

Inventarnummer 362
Bezeichnung Gower-Bell Telefon
Hersteller
Datierung
Technik ,
Beschriftung 'Stempel: C.T.C. Co., Nr. I2029, "For export only" Firmenschild: "W. Osborne Andrews, 27 New Bailey Street., Salford"
Schema -
Beschreibung

Das Gower-Bell-Telefon hat in der Schweiz keine Verbreitung gefunden. Höchstwahrscheinlich wurden solche Modelle nur in der Anfangszeit zu Versuchszwecken der Obertelegraphendirektion eingesetzt, um die für den Betrieb in der Schweiz am besten geeigneten Modelle zu ermitteln.

Das Design des Gower Telefons unterscheidet sich deutlich von anderen Modellen dieser Zeit. Gower versuchte nicht, die Grösse und das Gewicht des Hörers zu reduzieren, wie es andere Hersteller taten. Da der Hörer zu gross und zu schwer war, um ihn bequem ans Ohr zu halten, baute er ihn in das Gehäuse des Telefons ein und übertrug den Schall über zwei biegsame Hörschläuche an das Ohr des Benutzers. Als Sender (Mikrofon) verwendete Gower zunächst ein magnetisches Instrument vom Typ Bell.
In Grossbritannien erkannte er schnell das Potential des Kohlemikrofons, das einige Jahre zuvor von Professor Hughes beschrieben, aber nicht patentiert worden war. Damit liessen sich die Bell-Patente leicht umgehen. Nachdem er eine Reihe von Varianten ausprobiert hatte, entschied sich Gower für eine Konstruktion mit acht Kohlestiften. Die Kohlestifte, die etwa einen dreiviertel Zoll lang waren, wurden sternförmig von Kohlezylindern gehalten. Durch die Vielzahl der Kohlestifte konnte das Problem der Unterbrechung des Gesprächs durch Vibrationen eines einzelnen Kohlestiftes am Kohlekontakt vermieden werden. Die Konstruktion erwies sich als stabil und zuverlässig und wurde auf der Rückseite eines flachen, etwa neun mal fünf Zentimeter grossen Resonanzbodens aus Teakholz montiert, der als Membran für den Sender diente.

Dieses Telefon wurde von der Consolidated Telephone Construction and Maintenance Company Limited hergestellt. Das Unternehmen wurde am 9. April 1881 gegründet und erwarb alle Patentrechte von Gower im Vereinigten Königreich und im Ausland mit Ausnahme von Nordamerika, Frankreich und den von der Oriental Telephone Company Limited bedienten Ländern. Sie vereinbarte mit der United Telephone Company (UTC), die aus der Fusion von The Telephone Company Limited (Bell’s Patents) und der Edison Telephone Company of London hervorgegangen war, das ausschliessliche Recht, die Patente von Bell, Edison und Gower für einen Zeitraum von 20 Jahren herzustellen.

Es ist nicht bekannt, wie das Firmenschild “W. Osborne Andrews, 27 New Bailey Street, Salford” auf das Telefon kam, das kaum Gebrauchsspuren aufweist. Hatte Andrews das Telefon aus technischem Interesse in seinem Geschäft ausgestellt? William Osborne Andrews, geboren 1873, eröffnete im Mai 1905 in der New Bailey Street 27 sein Geschäft für elektrische und mechanische Waren. Zu diesem Zeitpunkt war diese Telefonstation bereits veraltet und nicht mehr im Handel erhältlich. Ausserdem war es für den Export und nicht für den Betrieb in England bestimmt. Wie das Telefon in die Hände von Herrn Andrews gelangt ist, lässt sich nicht mehr feststellen, aber es ist schon eine kleine Sensation, dass dieses Gerät all die Jahre nahezu unbeschadet überstanden hat und nie dem technischen Fortschritt angepasst wurde oder diesem “zum Opfer gefallen” ist.