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G. Maag-Eckenfelder

Die Anfänge der Firma F. Eckenfelder in Zürich

1878 nahm Eckenfelder in einer Mansardenwohnung im Zürcher Niederdorf seine Tätigkeit auf. Zuerst produzierte er Telegraphenprodukte wie Morseapparate, Druckknöpfe, Blitzplatten, Kettenwechsler usw. Später, mit der Einführung des Telefons in der Schweiz, erweiterte er sein Angebot um Telefonapparate und Zubehör. Dank der rasanten Entwicklung und Nachfrage im Nachrichtenwesen war bald eine solide Geschäftsgrundlage geschaffen. Am 1. September 1888 wandelt Eckenfelder seine Firma in eine Kollektivgesellschaft mit Johann Alfred Zürcher um und verlegt den Firmensitz von der Frankengasse 15 an die Kruggasse 4. Doch schon kurz darauf, am 11. Mai 1889, ändert Eckenfelder den Handelsregistereintrag erneut. Die Firma wird wieder als Einzelfirma geführt. Warum Johann Alfred Zürcher aus der Firma ausschied, ist nicht bekannt.

Zulieferer der eidgenössischen Telefonverwaltung
Fritz Eckenfelder unterhält ausgezeichnete Beziehungen zur eidgenössischen Telefonverwaltung in Bern und kann, wie sein Konkurrent, die Zürcher Telephongesellschaft, die Telegraphenwerkstätte G. Hasler, Albert in Luzern, A. Zellweger in Uster und M. Theiler in Schwyz mit seinen Produkten beliefern.
Nach der Jahrhundertwende entwickelte die Verwaltung in Bern die ersten Kassenstationen. Auch hier kommt die kleine Zürcher Firma ins Spiel. Die LB- und ZB-Kassenstationen für den Nahverkehr werden vor allem von Eckenfelder hergestellt.

Nach Eckenfelders unerwartetem Tod 1913 übernimmt sein Schwiegersohn Gottfried Maag die Firma und führt sie unter dem Namen G. Maag-Eckenfelder weiter.

Das Erbe des Schwiegervaters

Im Alter von 31 Jahren übernimmt Gottfried Maag-Eckenfelder die Verantwortung für die Werkstatt seines Schwiegervaters. Wie viele Personen zu diesem Zeitpunkt im Betrieb beschäftigt sind, ist nicht bekannt. Später arbeiten bis zu 120 Personen unter Gottfried Maag.

1914 erweitert Gottfried Maag die Installation auf Licht- und Kraftanlagen und die Fabrikation auf Linienwähler.

Die Aktivitäten der Firma Maag-Eckenfelder sind vielfältig: Telegraphen‑, Telefon- und Funkgeräte, diverses Telefonzubehör wie Stecker, Amts- und Zwischenverteiler und vermutlich auch Telefonautomaten werden hergestellt. Später liefert die Firma Maag verschiedene hochpräzise Steckersysteme für das Militär.

Kurioserweise bietet die Firma auch einen „Indicator“ an, eine elektrisch gesteuerte Richtungsanzeige für Automobile, den heutigen Blinker am Auto.

Am 15. März 1929 lassen sich Gottfried und Luise Maag, geborene Eckenfelder, scheiden. Der Firmenname wird daraufhin in „Gottfried Maag“ geändert und nichts erinnert mehr an den einstigen Firmengründer. Fünf Jahre später, am 22. Mai 1934, heiratet Gottfried Maag die rund 20 Jahre jüngere Klara Held aus Frauenfeld.

Aus Angst vor Hitlers Einmarsch lässt Gottfried Maag einen Teil der Fabrikation an die Schweizer Grenze bei Genf verlegen und lebt dort teilweise mit seiner zweiten Frau. Mitten im Krieg wird Gottfried nochmals Vater. Am 7. Mai 1943 kommt seine Tochter Lucie Claire/Klara zur Welt.

Nach dem Krieg wird der Standort Genf aufgegeben. Die Teilefertigung Genf und die Kunststoffpresserei Zürich werden nach Frauenfeld in die Räumlichkeiten der ehemaligen Schlossmühle verlegt. Die Betriebsfläche beträgt 500 m² und diente zuvor einer Schuhfabrik. Bereits 1954 expandiert das Unternehmen erneut. Nahe der Autobahnausfahrt Frauenfeld-Ost (Bubenweg / Langfeldstrasse) werden 75 Aren Industrieland gekauft. In den folgenden Jahren wird etappenweise ein grosser Fabrikationsbetrieb aufgebaut. Es entstehen Produktions‑, Lager‑, Büro- und Nebenräume. Die gesamte Fabrikation (Materialvorbereitung, Stanzerei, Poliererei, Schlosserei, Löterei, Kunststoffpresserei, Spritzerei, Werkzeugbau, Bohrerei, Dreherei, Steckdosenfertigung, Detail- und Fertigmontage, Kontrolle) wird 1960 in Frauenfeld zusammengefasst.

Gründung der Aktiengesellschaft
Am 18. Mai 1962 wandelt Gottfried Maag die seit 1878 bestehende Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft um. Das Aktienkapital beträgt 1 Million Schweizer Franken und bleibt in Familienbesitz. Als neuer Hauptsitz wird Frauenfeld und als Zweigniederlassung Zürich bestimmt. In Zürich bleiben wichtige Bereiche wie die Direktion, die Montageabteilung, das Verkaufsbüro der Fabrikationsabteilung, die Buchhaltung, die technischen und kaufmännischen Büros.

Gottfried Maag ist auch im hohen Alter immer um 7 Uhr im Büro. Bis wenige Monate vor seinem Tod arbeitet er aktiv im Unternehmen mit und ist Delegierter des Verwaltungsrates. Bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1962 wohnt er an der Bürglistrasse in Zürich.

 

Die Zeit nach Gottfried Maag‘s Tod
Nach Maags Tod wird seine Ehefrau Klara Maag-Held neue Besitzerin des Betriebes. Sie erbt zusammen mit ihrer Tochter Lucie den ganzen Betrieb. Willy Gottfried, der Sohn aus erster Ehe, geht leer aus.

Die Geschäftsführung übernimmt der 61-jährige Jakob Maag. Er ist seit langem enger Mitarbeiter und Stellvertreter von Gottfried Maag. Er ist mit der Familie Gottfried Maag nicht verwandt. Präsident des Verwaltungsrates bleibt Dr. jur. Kurt Müller, der dieses Amt seit der Gründung der Aktiengesellschaft innehat.

In den folgenden Jahren verliert das Unternehmen Marktanteile. Kurt Kessler appelliert vergeblich an die Eigentümerin und die Geschäftsleitung, mehr in neue Technologien zu investieren. Unterdurchschnittliche Anstellungsbedingungen und der damit verbundene Personalmangel verschärfen die Situation Anfang der 70er Jahre.

1973 werden die beiden Bereiche Fertigung und Montage getrennt. Die Installationsabteilung wird von langjährigen Mitarbeitern übernommen und es entsteht die Elektrofirma Reich & Nievergelt AG. Der Fabrikationsbereich wird von Carlo Böni an der Gerechtigkeitsstrasse 14 in Zürich (Büro, technische und administrative Abteilungen) und in Frauenfeld (Fabrikation) weitergeführt. Der langjährige Mitarbeiter Kurt Kessler wird Geschäftsführer der Firma AG Gottfried Maag. Als die gewünschten Umsatzzahlen nicht erreicht werden, verkauft Böni die Firma.

1975 übernimmt die Feller AG in Horgen die Produktion, das Land, die Fabrikliegenschaften und die Pensionskasse der AG Gottfried Maag. Der Standort in Zürich wird aufgegeben. Die Aktiengesellschaft AG Gottfried Maag wird jedoch in Frauenfeld weitergeführt und per 1. April 1992 in Böni & Co. umbenannt.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Staatsarchiv Zürich: Handelsregisterauszüge aus Zürich und Frauenfeld
  • Firmendokumente
  • Interview mit ehemaligen Mitarbeitern der Firma Gottfried Maag

 

Eckenfelder Friederich Karl

Einleitung

Fritz Eckenfelder fällt nicht nur durch seine Grösse auf: Mit seiner markanten Persönlichkeit gilt er auch als aufrechter Vertreter des ehrbaren Handwerkerstandes. Ende der 1870er Jahre legte er mit der Gründung seines Unternehmens den Grundstein für eine erfolgreiche Fabrik, die während Jahrzehnten zu den Lieferanten der eidgenössischen Telegraphen- und Telefonverwaltung gehörte.

Porträt

Am 4. Dezember 1853 erblickt Fritz Eckenfelder in Zürich-Hirslanden als jüngstes von sechs Kindern der Eheleute Karl Friederich Eckenfelder von Bahlingen-Württemberg (1809 — 1876) und Anna (1817 — 1894), geb. Nötzli von Höngg, das Licht der Welt.

Er wächst in der Kruggasse 4 im Zürcher Niederdorf auf. Sein Vater ist ein stadtbekannter Bratwurster.

Im Mai 1860 tritt Fritz in die „untere Elementarschule“ in der Aula beim Fraumünster ein und fällt durch seine Körpergrösse auf. Nach einer soliden Schulausbildung erlernt Fritz Eckenfelder beim Werkzeugfabrikanten Heinrich Spillmann in Unterstrass den Beruf des Kleinmechanikers und begibt sich nach der Lehre auf Wanderschaft, eine damals übliche Form, sich weiterzubilden und Erfahrungen zu sammeln.

 

Sein erstes Ziel war die berühmte Telegraphenwerkstatt von M. Hipp in Neuchâtel. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Westschweiz lebte und arbeitete er mehrere Jahre in der französischen Metropole Paris.

Um 1878 kehrt er als Telegraphenbauer und Schwachstrominstallateur nach Zürich zurück und gründet seine eigene Firma. Seine bescheidenen Mittel lassen ihm wenig Spielraum, und anfangs muss er um Aufträge kämpfen. Durch unermüdlichen Fleiss und grosse Ausdauer arbeitet er sich allmählich zu einem angesehenen Industriellen hoch und ist nach wenigen Jahren in weiten Kreisen bekannt. Es gelingt ihm, sich neben seinen grösseren Konkurrenten eine beachtliche Stellung zu verschaffen, so dass er als Lieferant der Bundesverwaltung und anderer Eisenbahnverwaltungen in Anspruch genommen wird.

Fritz Eckenfelder
Fritz Eckenfelder

Am 14. Juli 1885 heiratete er Maria Eberhard (1860–1921) von Albisrieden und Kloten. Am 30. März 1886 wird die Tochter Maria Luisa/Louise geboren. Sie ist das einzige Kind der Familie und heiratet 1907 Gottfried Maag, der 1913 die Firma Eckenfelder übernimmt.

Eckenfelder wird als «kein Mann der vielen Worte», sondern als «Mann der Tat» beschrieben. Seine Mitarbeiter erlebten ihn nicht nur als Vorgesetzten, sondern auch als Freund und Ratgeber.

Politik hat ihn nie interessiert, er lebt für das Geschäft und seine Familie, mit der er seine Freizeit verbringt. 1906 gehört Eckenfelder zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen VSEI. Daneben ist er begeistertes Mitglied des Jahrgänger-Vereins 1852/53.

Auf seinen bevorstehenden 60. Geburtstag freute er sich besonders — doch es sollte nicht sein. Am 4. Februar 1913 erlag er einem „heimtückischen Leiden“.

Der NZZ vom 5. Februar 1913 entnehmen wir folgenden Nachruf: „Mit seinem Tode verschwindet nicht nur eine markante Persönlichkeit aus der Stadt, sondern es geht mit ihm auch ein bescheidener Vertreter des Handwerkerstandes alter Schule, ein Mann von echtem Schrot und Korn zu Grabe“.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Handelsregisterauszug Zürich und Frauenfeld, Staatsarchiv Zürich
  • Firmendokumente
  • Nachruf aus der Chronik der Stadt Zürich, 1913
  • Die Telefonapparate der Schweiz, 1983
  • NZZ Artikel vom 5. Februar 1913
  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band II
  • Suter Meinrad: 100 Jahre Geschichte des Arbeitgeberverbandes der Elektroinstallateure Im Kanton Zürich

Bildnachweis:

  • Portrait Bild: Chronik der Stadt Zürich, 1913, Seite 82

Maag Gottfried

Einleitung

Gottfried Maag heiratet Eckenfelders einzige Tochter Maria Luisa/Louise und wird nach dem Tod von Fritz Eckenfelder dessen Nachfolger.

Porträt

Am 20. August 1882 wird Gottfried Maag als viertes von sieben Kindern der Eheleute Heinrich Maag (geb. 30. Mai 1848) aus Oberglatt und Bertha Forster (geb. 7. Dezember 1852) in Milazzo, Provinz Messina, Italien, geboren. Der Vater ist von Beruf Mühlebauer und arbeitet bei der Firma Gebrüder Bühler in Uzwil. Er ist damals im Aussendienst in Italien tätig. Ob Gottfried seine ganze Kindheit in Italien verbringt, ist nicht bekannt. Am 5. Juni 1895 zieht die Familie für kurze Zeit nach Henau SG. Am 28. September 1896 wird der Wohnsitz nach Zürich verlegt. In der Stadt schloss er die Schule ab und absolvierte anschliessend eine Ausbildung zum Techniker. Der Lehrbetrieb und die genaue Berufsbezeichnung sind nicht bekannt. Nach der Jahrhundertwende tritt Gottfried in die Rekrutenschule ein und beginnt seine militärische Laufbahn bei der Infanterie. Er wird 1903 zum Leutnant, 1907 zum Oberleutnant und 1913 zum Hauptmann befördert. Zwischen dem 9. März und dem 23. Oktober 1905 absolviert Gottfried Maag einen Auslandaufenthalt in England, um die englische Sprache zu erlernen. Danach kehrt er nach Zürich zurück.

Am 11. Mai 1907 heiratet er Maria Luisa / Louise Eckenfelder (geb. 30. März 1886, gest. 3. Juni 1957). Diese Heirat ermöglicht es Gottfried Maag später, das Geschäft seines Schwiegervaters Fritz Eckenfelder zu übernehmen. Knapp zwei Jahre später, am 12. Januar 1909, wird in Zürich sein Sohn Willy Gottfried geboren. Willy ist das einzige Kind der Eheleute. Erst 34 Jahre später wird Gottfried in zweiter Ehe erneut Vater.

Gottfried Maag
Gottfried Maag

Die junge Familie Maag zieht am 30. November 1912 nach Basel, weil Gottfried Maag bei der Maschinenfabrik St. Jakob als Maschineningenieur angestellt wird. Am 4. Februar 1913 stirbt unerwartet sein Schwiegervater Fritz Eckenfelder. Dieses Ereignis durchkreuzt die Pläne der Familie Maag. Am 26. August 1913 übernimmt Gottfried Maag offiziell die Firma Eckenfelder und lässt sie sofort in Gottfried Maag-Eckenfelder umbenennen.

Der auf sein Äusseres bedachte Gottfried Maag führt sein Unternehmen in patriarchalischer Manier. Auch in schwierigen Zeiten, Weltkriegen und Weltwirtschaftskrisen, kann das Unternehmen bestehen und weiter expandieren. Er ist bis wenige Monate vor seinem Tod am 5. Dezember 1962 im Unternehmen tätig.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Staatsarchiv Zürich: Handelsregisterauszüge aus Zürich und Frauenfeld
  • Firmendokumente
  • Interview mit ehemaligen Mitarbeitern der Firma Gottfried Maag