Home » Firmenporträt » Hasler AG

Hasler AG

Von der staatlichen Werkstätte zum Privatunternehmen

Gustav Adolf Hasler ist jung und voller Tatendrang, als er seine Stelle bei der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte antritt. Er arbeitet sich rasch ein und gilt bald als eigentlicher Leiter der Werkstätte. Denn sein Vorgesetzter Matthäus Hipp ist viel unterwegs und verfolgt nebenbei seine eigenen Erfindungen. Die Werkstätte ist sehr erfolgreich und beliefert nicht nur das Inland, sondern auch das Ausland und verschiedene Eisenbahngesellschaften mit ihren Apparaten, wie beispielsweise aus dem Jahresbericht 1859 hervorgeht. Von den 182 hergestellten Telegraphenapparaten sind nur 15 für die Eidgenössische Telegraphenverwaltung bestimmt. Einen grossen Teil ihrer Tätigkeit widmete die Werkstatt anderen Erzeugnissen wie elektrischen Uhren, Glockenzügen und physikalischen Apparaten. Diese geschäftlichen Erfolge und die Ausdehnung auf andere technische Gebiete finden bei der Telegraphenverwaltung wenig Beifall. Die Harmonie ist empfindlich gestört und Gustav Adolf Halser fühlt sich in seiner Tätigkeit eingeschränkt und eingeengt. Zudem verdient er deutlich weniger als Hipp. Er erkennt, dass er sich bei der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte nicht wie gewünscht weiterentwickeln kann und plant mit seinen Brüdern die Gründung einer eigenen Messinggiesserei und mechanischen Werkstätte in Aarau.

Halser wird Chef der eidg. Telegraphenwerkstätte

Der Sommer 1860 brachte jedoch eine Wende. Matthias Hipp macht von seiner vom Bundesrat bewilligten privaten Tätigkeit regen Gebrauch. Mit seinen Erfindungen und Provisionen nimmt er ein Mehrfaches seines Lohnes ein und verdient deutlich mehr als ein Bundesratsmitglied. Das führt zu Neid und Ärger. Der Bundesrat schränkt daraufhin Hipps Selbständigkeit und Unabhängigkeit ein, was am 20. Juli 1860 zu seiner Entlassung führt.

Am 26. Juli kündigt auch Hasler, der im November 1860 sein eigenes Atelier gründen will. Der Bundesrat sucht daraufhin das Gespräch mit Hasler und kann ihn nach knapp einem Monat wieder als Leiter der eidgenössischen Telegraphenwerkstätte gewinnen.

 

Die Privatisierung der eidg. Telegraphenwerkstätte
Die Auslastung der Werkstätte ist starken Schwankungen unterworfen und sie hat sich auch von ihren ursprünglichen Aufgaben entfernt. Im Dezember 1864 beantragt die Budgetkommission des Nationalrates dem Parlament, die Werkstätte zu privatisieren. Der Ständerat und der Nationalrat lehnen dies mit der Begründung ab, dass die Annahme des Postulats die Handelsbeziehungen der Werkstätte negativ beeinflussen und zu einem Verkauf des Betriebes unter seinem tatsächlichen Wert führen könnte. Der Bundesrat zeigt Verständnis für die Bedenken des Parlaments und setzt den Verkauf der Werkstätte trotzdem durch.

Zwei Wochen später, am 1. Januar 1865, geht die Eidgenössische Telegraphenwerkstätte in private Hände über. Die neuen Besitzer heissen Gustav Adolf Hasler und Heinrich Albert Escher, Direktor der Eidgenössischen Münze in Bern.

Auch als Privatunternehmen beliefert die neue Firma weiterhin die Telegraphenverwaltung und führt Reparaturen aus. Das Tätigkeitsfeld wird jedoch erweitert und ab 1867 kommen telegrafische Wasserstandsanzeiger und neuartige meteorologische Apparate hinzu.

Mit der Erfindung des Telefons erweitert sich das Tätigkeitsfeld um die Sprachübertragung. Am 6. Dezember 1877 vermarkten Hasler & Escher ihre Telefone nach dem Bell-Prinzip. Gustav Adolf Hasler kann nicht ahnen, dass er mit der Herstellung von Telefonen eine Grundlage schafft, die für die weitere Entwicklung des Unternehmens von entscheidender Bedeutung sein wird.

Eine lange, schwere Krankheit hindert Albert Escher zunehmend an der Arbeit. Ende 1879 übernimmt Hasler die Anteile von Escher, der kurz darauf im Alter von 51 Jahren stirbt.

In den folgenden Jahren baut Halser seinen Betrieb weiter aus und setzt verstärkt auf die Produktion von Telefonapparaten. Sein Unternehmen wird immer bekannter und geniesst einen ausgezeichneten Ruf. Die Firma galt als bevorzugte Ausbildungsstätte für junge Mechaniker. Im 19. Jahrhundert war die Wanderschaft eine wichtige Form der Weiterbildung. Gustav Adolf Hasler ist selbst erfolgreich auf Wanderschaft gegangen und weiss, wie wichtig die Ausbildung seiner Mitarbeitenden ist. 1874 berichtet der junge Schwede Lars Magnus Ericsson in seinem Reisebericht über seine Tätigkeit bei Hasler & Escher in Bern. Auch Christian Gfeller (1869 — 1943) arbeitet bei G. Hasler, wechselt 1893 zur Telegraphenverwaltung und gründet schliesslich 1896 seine eigene Firma Chr. Gfeller AG in Bümpliz.

Inzwischen ist Vater Hasler über 65 Jahre alt und sein Sohn volljährig. Vorausschauend denkt er an die Weiterentwicklung des Unternehmens und schafft gute Voraussetzungen für die Übergabe an seinen Sohn. Der Betrieb steht auf einem Grundstück, das einen weiteren Ausbau der Fabrik ermöglicht. Zudem kann der Sohn auf einen Stamm treuer und bewährter Mitarbeiter zählen. Unerwartet schnell geht das Unternehmen im Januar 1900 an den Sohn Gustav über.

Das Erbe des Vaters

Bereits im Alter von 22 Jahren übernimmt Gustav Hasler die Verantwortung für die väterliche Werkstatt. Das Unternehmen beschäftigt zu dieser Zeit rund 100 Personen. Er kann auf viele bewährte Mitarbeiter zählen und setzt auf erfahrene Vorarbeiter in seinem Stab.

1914 zeigt die Firma Hasler an der Landesausstellung in Bern ihr vielfältiges Tätigkeitsgebiet: Telegraphen- und Telefonapparate, meteorologische und hydrologische Mess- und Registrierapparate, Sicherungs- und Signalapparate für Eisenbahnen, Tourenzähler und Geschwindigkeitsmesser für Eisenbahnen, Autos und Flugzeuge sowie Briefkastenanlagen.

Während des Ersten Weltkriegs verlagert sich die Produktion von zivilen auf kriegswichtige Produkte. So werden z.B. Drehzahlmesser für Flugzeuge nach Frankreich, Italien, England und Russland geliefert und erlangen Weltruf.

Der Erste Weltkrieg wird auch zum Wendepunkt für das Telefon. Die manuellen Vermittlungszentralen werden durch automatische Systeme ersetzt. Die Schweizerische Telefonverwaltung ist entschlossen, die Automatisierung voranzutreiben. fert und erlangen Weltbekanntheit.

Der erste Weltkrieg wird auch für das Telefon zu einem Wendepunkt. Die manuellen Zentralen für die Vermittlung der Gespräche sollen durch automatische Systeme ersetzt werden. Die Schweizerische Telefonverwaltung ist entschlossen, die Automatisierung voranzutreiben.

Im Sommer 1917 nimmt in Zürich-Hottingen die erste halbautomatische und 1922 in Lausanne die erste vollautomatische Telefonzentrale ihren Betrieb auf.

Grosse Telefonzentralen konnten aber nur ausländische Konzerne liefern. Die Hasler AG nahm sich der Aufgabe an und baute zuerst mit einer Lizenz von L.M. Ericsson automatische Haustelefonanlagen und ab 1925 kleine Telefonzentralen für ländliche Gebiete. Erst 1931 liefert die Firma Hasler eigene Konstruktionen für grosse Stadtnetze — das Hasler System 31.

Gustav Hasler wohnt meist fern von Bern, einige Jahre in London, Lausanne und Grindelwald.

Doch für die entscheidenden, langfristigen Dispositionen kehrt er regelmässig in seine Firma zurück. Während rund 50 Jahren schliesst die Hasler AG keinen Vertrag ab, der nicht von Gustav Hasler genehmigt worden wäre.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 14
  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band I

Hasler Gustav Adolf

Einleitung

Gustav Adolf Halser tritt in der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte in die Fussstapfen von Matthäus Hipp und übernimmt 1865 zusammen mit Alfred Escher das Unternehmen. Der Unternehmer und Ehrendoktor machte aus der entstaatlichten Werkstätte ein florierendes Privatunternehmen.

Porträt

Am 25. März 1830 wird Gustav Adolf Hasler als zweiter Sohn der Eheleute Johannes und Anna Louise Hasler-Kienast geboren. Gustav Adolf Hasler verbringt seine Jugendjahre in Aarau und zeigt schon früh eine Neigung zu einem technischen Beruf, weshalb er bis zur vierten Klasse die sogenannte Gewerbeschule — eine Abteilung der Kantonsschule — in Aarau besucht.

1847 beginnt Hasler eine Lehre als Feinmechaniker bei Jakob Kern in Aarau, der für die Herstellung mathematischer Instrumente bekannt war. 1851 wechselt er die Stelle und geht nach Wien zur Firma C.E. Kraft. Ein gutes Jahr später zieht er nach Berlin und arbeitet bei Pistor & Martins, einer damals sehr bekannten Werkstatt für Feinmechanik und Optik.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Genf tritt Gustav Hasler 1855 eine Stelle als Gehilfe bei der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte an. Wobei „Gehilfe“ irreführend ist, denn er arbeitet als Stellvertreter (von Matthäus Hipp) des Leiters der Telegraphenwerkstätte.

Hasler ist unermüdlich als eigentlicher Leiter des Staatsbetriebes tätig und wird 1865 mit der Privatisierung der Werkstätte zusammen mit Heinrich Escher deren neuer Besitzer.

Gustav A. Hasler
Gustav A. Hasler

1861 wird Gustav Adolf Hasler Mitglied der „Naturforschenden Gesellschaft Bern“ und hält im Café Boulevard häufig Vorträge über seine neuen Apparate und die Ergebnisse seiner Messungen. Seine Leistungen auf dem Gebiet der meteorologischen Instrumente werden 1875 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bern gewürdigt.

Im selben Jahr heiratet er Elisabeth, die Tochter von Frau Elise Jaumann, die das Café Boulvard führt, in dem Hasler oft verkehrt. Am 28. Oktober 1877 wird ihr Sohn Gustav Hasler geboren.

Ende 1899 erkrankt Gustav Adolf Hasler plötzlich und stirbt Anfang 1900 zu Hause an einer Lungenentzündung.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 14
  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band I
  • Hasler 1852 – 1952, hundert Jahre Fernmeldetechnik und Präzisionsmechanik

Bildmaterial:

  • Portrait Bild: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 14 (Seite 17), mit
    der Einwilligung des Museums für Kommunikation

Hasler Gustav

Einleitung

Als kleiner Junge richtet Gustav Hasler ein Schnurtelefon zu seiner Freundin im Haus gegenüber ein. Das Telefon wird später sein wichtigstes Arbeitsgebiet. Mit nur 22 Jahren übernimmt er die Verantwortung für den väterlichen Betrieb und baut die Werkstatt zu einem Unternehmen aus, in dem mehrere tausend Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Porträt

Gustav Hasler wurde am 28. Oktober 1877 als einziges Kind von Adolf Gustav und Elisabeth Hasler geboren. Er wird 1884 schulpflichtig und besucht eine angesehene Privatschule, um später eine technische Laufbahn einzuschlagen. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters im Januar 1900 übernimmt Gustav Hasler die Firma und führt sie bis zu seinem Tod 1952.

In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit in den Alpen. Im Sommer 1905 lernt er in den Bergen Miss Marie Hampson Simpson kennen. Die Engländerin aus Birmingham ist ebenfalls den Bergen verfallen. 1908 heiraten sie in aller Stille in Grindelwald. Die Ehe bleibt kinderlos. Durch die Heirat fühlt sich Marie Hasler dem Land und dem Unternehmen immer mehr verbunden und wird 1927 Mitglied und 1938 Vizepräsidentin des Verwaltungsrates. Gemeinsam teilen sie die Leidenschaft für die Berge und unternehmen, wann immer möglich, Bergtouren.

Hasler weiss um die Bedeutung der Berghütten und unterstützt mit grosszügigen Beiträgen Neubauten wie die Trifthütte (1906), die Konkordiahütte (1908) und später die Engelhornhütte (1951), die ohne seine Hilfe kaum realisiert worden wären.

Hasler Gustav
Hasler Gustav

Gustavs Liebe zu den Bergen lässt sich in Zahlen ausdrücken: 1940 bestieg er zum 17. Mal den Jungfrau-Gipfel, 1950, im Alter von 73 Jahren, das Faulhorn zum 250.

Am 9. Juli 1952 stirbt Gustav Hasler. Er erlebt noch das 100-Jahr-Jubiläum des Unternehmens, kann aber nicht mehr persönlich an den Feierlichkeiten teilnehmen.

Mit Haslers Tod endet eine fast hundertjährige Ära, in der Vater und Sohn an der Spitze eines Industrieunternehmens standen.

 

Autor: Martin Feuz

Änderungsindex:
2023: Artikel überarbeitet.
2015: Artikel verfasst.

 

Quellennachweis:

  • Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 14
  • Hundert Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz, Band I

Bildmaterial:

  • Portrait Bild: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 14 ( Seite 45), mit der Einwilligung des Museums für Kommunikation